15 Uhr Einführung – Dr. Christine Fischer (Basel)
Nach dem Vorbild des populären Frauengesangstrios „Concerto delle donne“ aus Ferrara, gründete Giulio Caccini in Florenz auf Veranlassung seines Fürsten ein professionelles weibliches Gesangsensemble genannt „Donne di Caccini“, in dem seine zweite Frau Margherita della Scala, die Töchter Settimia und Francesca und ausgewählte Schülerinnen auftraten. Nach einem Konzert am Pariser Hof um 1604 war der französische König Heinrich VI. so angetan, dass er das "Concerto Caccini" in seine Dienste nehmen wollte. Sein Bemühen scheiterte am Widerstand des Fürsten Ferdinando de’ Medici, der, um sie zu halten, 1607 Francesca Caccini mit großzügigem Gehalt offiziell als Hofmusikerin der Medici anstellte. In den 1620er Jahren war sie die bestbezahlte Musikerin der Medici: Sängerin, Instrumentalistin, Lehrerin und Komponistin. Die Heirat ihrer Schwester Settimia und deren Umzug nach Mantua an den Hof der Gonzagas führte zur Auflösung des Ensembles. Beide Schwestern waren nicht nur virtuose, hoch gebildete Sängerinnen, die ihren Gesang mit Laute oder Gitarre selbst begleiteten, sondern auch Komponistinnen. Von Settimia sind nur acht italienische Monodien mit ausdrucksstarken Melodien für Gesang mit Basso-Continuo-Begleitung überliefert. Etliche ihrer Werke gelten als verschollen. Francesca Caccini veröffentlichte 1618 ihr „Il primo libro delle musiche“, eine Sammlung mit sechsunddreißig Sololiedern und Sopran-Bassduetten. Ihr einziges erhaltenes Bühnenwerk „La liberazione di Ruggiero“ gilt als die erste überlieferte Oper einer Komponistin.
Giulio Caccini veröffentlichte sein bahnbrechendes Werk "Le nuove musiche" im Jahr 1601. "Die neue Musik" und die Abhandlung am Anfang des Buches, in der Caccini den neuen Stil erläutert, beeinflussten Komponisten in ganz Europa. Caccini begleitete sich selbst mit der Chitarrone, sang wahrscheinlich Tenor und schrieb u.a. Stücke für "Tenor, der den Bassbereich erkundet". Für einen besonders virtuosen Bass, Melchior Palantrotti, schrieb Caccini zwei Monodien mit großen Stimmumfängen und virtuosen Koloraturen. Caccini unterrichtete seine Frau und seine Töchter, aber auch zahlreiche andere Sängerinnen und Sänger, darunter die drei Damen von Ferrara, denen das EPM bereits ein Konzert gewidmet hat (Musica Secreta, Mai 2019).
Auch dieses Konzert wird interaktiv mit dem Bayerischen Nationalmuseum gestaltet. Zu Beginn werden die Besucher:innen in kleinen Gruppen durch das Museum geführt, um die einzelnen Musiker:innen, die einzelne Figuren verkörpern, an verschiedenen Orten solo zu entdecken und kennenzulernen. So wird die "neue" Barockmusik in prächtigen Museumssammlungen, passend zum Thema, zum Leben erweckt. Am Ende finden sich alle Besucher zum krönenden Abschluss mit dem gesamten Ensemble im Mars-Venus-Saal zusammen.
Interpret*Innen:
Margherita Caccini: Tanja Vogrin - Sopran, Harfe
Settimia Caccini: Emma-Lisa Roux - Sopran, Laute, Theorbe
Francesca Caccini: Lucine Musaelian - Sopran, Viola da Gamba
Giulio Caccini: Mario Lesiak - Tenor, Laute
Melchior Palantrotti: Joel Frederiksen - Bass, Erzlaute, Leitung
Ferdinando de' Medici: Michael Eberth - Cembalo
1. Konzert der XVII Reihe “Zwischen Mars und Venus”
MIt freundlicher Unterstützung des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst und des Bezirks Oberbayern.